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Lagotto-Geschichten – „Fluffy, die Diabetiker-Warnhündin“

Paul ist 13 und lebt mit seinen Eltern in Deutschland in der Region Hessen. Seit der Junge siebenjährig ist, leidet er an Diabetes Typ 1. Diabetiker-Warnhündin «Fluffy» gibt ihm und seiner Familie Sicherheit im Alltag. Mit ihrer feinen Nase riecht die Lagotto-Hündin eine allfällige Über- oder Unterzuckerung sofort. In diesem Fall schlägt sie Alarm: Sie klingelt, apportiert einen Futterbeutel und kratzt an Paul oder seiner Mutter.

 

Cristina Siege, die Mutter des Jungen, erzählt:

Mein Sohn Paul ist im Januar 2016 an Diabetes Typ 1 erkrankt. Er war damals 7 Jahre alt. Wir hatten einen Monat vorher bei einem Freund in München das erste Mal einen Lagotto gesehen und naja, wie das so ist mit der Liebe auf den ersten Blick.

Wir wollten eh einen Hund haben und nachdem sich dann auch noch herausstellte, dass diese Rasse für die Aufgabe perfekt wäre, haben wir uns auf die Suche nach einem passenden Welpen gemacht. Ich habe Kontakt zu Palma Rodler aufgenommen und ihr erklärt, was ich vorhabe. Sie hat dann für uns einen passenden Welpen ausgesucht, perfekter hätte keiner sein können. Fluffy ist einfach toll. Sie ist nicht nur sehr gelehrig und hat Lust zu arbeiten, sie liebt zudem noch Kinder über alles. Je kleiner, desto besser. Paul hat noch zwei weitere kleinere Geschwister. Bei uns ist es selten wirklich ruhig und leise. Wir haben einen völlig gechillten und entspannten Hund.

Ich wollte Paul mit einem Hund an seiner Seite in medizinischer Sicht unterstützen, aber auch emotional jemanden haben, den er mal knuddeln oder mit ihm ein paar Tränchen vergießen kann. Denn es ist nicht immer einfach mit dem Diabetes umzugehen, wenn alle anderen um einen herum gesund sind. Paul hat seine Unterzuckerungen nicht immer gut gemerkt, das konnte dann schonmal gefährlich werden.

Es ist schön, wenn noch jemand ein Auge (respektive eine Nase) auf Paul hat. Das gibt Sicherheit und tut gut. Uns allen.

 

Was macht ein Diabetiker-Warnhund?

Ein Diabetiker-Warnhund kann Unterzucker (Hypos), Überzucker und auch schnell abfallende oder steigende Blutzuckerwerte riechen und dann warnen, aufmerksam machen oder ggf. auch wecken. Der Unterzucker ist für uns Menschen nicht zu riechen. Es ist der gefährlichere, denn ist er zu niedrig kann der Mensch das Bewusstsein verlieren und das Gehirn kann geschädigt werden. Der Überzucker ist für uns Menschen als Aceton Geruch wahrnehmbar. Hat ein Mensch zu lange und zu oft einen zu hohen Blutzuckerwert verzuckern quasi die kleinsten Äderchen im Körper, sie verkleben. Dies hat Beeinträchtigungen beim Sehen oder auch taube Zehen zur Folge, was dann zu negativen Langzeitfolgen führt.

 

Wann und wo hast du mit Fluffy diese Ausbildung gemacht?

Wir haben unsere Ausbildung bei Uschi Loth im Hundezentrum Siegerland gemacht. Begonnen haben wir direkt nach Fluffys Einzug bei uns Ende 2016.

 

Wie lange dauerte die Ausbildung und auf was wurde speziell geachtet?

Bei uns waren es knapp 1,5 Jahre. Wobei wir ohne Druck gearbeitet haben. Manchmal haben wir auch zwei Wochen nicht geübt. Immer unter der Devise, wenn etwas mal nicht klappt ist es auch okay. Fluffy ist und bleibt in erster Linie unser Familienhund. Die Prüfung habe ich dann auch nur absolviert, weil wir Fluffy mit in den Urlaub nehmen wollen und sie bei Paul in der Kabine sitzen soll. Ansonsten hätte ich den schriftlichen Beweis, dass mein Hund Tolles leistet, nicht benötigt.

Die erfolgreiche Prüfung war im Oktober 2018 und wir bekamen eine Kenndecke und einen Ausweis.

Wir haben Stück für Stück neue Dinge erlernt, alte gefestigt und dann zum Schluss alles zusammengefügt. Es ging darum, dass sie auf sich aufmerksam macht, wenn Paul einen Unterzucker hat. Dazu sollte sie erstens eine Klingel betätigen, zweitens einen Futterbeutel bringen und drittens an Paul oder mir kratzen. Und zwar immer alle drei Dinge, falls man mal nicht aufmerksam ist oder sie Paul nicht kratzen möchte, falls er aufgrund des Unterzuckers mal schräg und aggressiv drauf ist. Fluffy ist eher der leise, sensible Typ, der sich leicht beeindrucken lässt. Die größte Herausforderung war tatsächlich ihr beizubringen penetrant zu sein und sich nicht wegschicken zu lassen.

Und natürlich musste sie den Unterzuckergeruch riechen lernen. Dazu haben wir T-Shirts von Paul, die er bei einem Unterzucker getragen hatte, klein geschnitten und dieses Stoffstücke in einem Beutel eingefroren. Der Geruch ist so haltbar. Dann haben wir mit diesen Stoffstücken immer wieder durch positive Konditionierung einen Mega-Partygeruch für sie daraus gemacht.

Meldet Fluffy erfolgreich einen Unterzucker bekommt sie natürlich etwas ganz Besonderes zu futtern.

Wir haben uns auch von anderen Diabetikern T-Shirts besorgt, damit sie sich nicht nur an Pauls Geruch gewöhnt. Unterzucker riechen anscheinend gleich, irgendein spezieller Stoff muss da drin sein.

 

Wie sieht Fluffys-Einsatz heute konkret aus?

Fluffy ist unser Familienhund, das ist der wichtigste Einsatz. Paul ist mittlerweile 13 Jahre alt, er ignoriert schonmal gerne seinen Blutzuckerwert. Fluffy ist dann die „nervige“ Unterbrechung.

Ihr Arbeitsplatz ist zu Hause oder wo sie eben mit hingenommen wird.

Wir haben uns bewusst entschieden, dass sie nicht mit ihm in die Schule geht. Eigentlich soll ja alles so normal wie möglich für ihn ablaufen. Das fände ich dann zu viel des Guten.

Wenn Paul einen Unterzucker hat, wird Fluffy meistens unruhig und fängt an zu fiepen. Man merkt, dass Sie nervös ist und manchmal nicht ganz weiss, mit was sie nun anfangen soll. Die Reihenfolge ist ihr überlassen, manche Dinge macht sie auch doppelt. Das läuft dann so ab: Hypo riechen, Funkklingel betätigen (Taster für die Klingel liegt am Boden), Futterbeutel bringen (liegt immer auf der Treppe), an Paul oder mir kratzen, Lob und Schmacko bekommen. Glücklich im Körbchen liegen.

 

Ein schönes Erlebnis

Dazu gehört definitiv unser Urlaub in Portugal. Wir hatten drei Wochen Urlaub an der Algarve geplant und wollten Fluffy gerne mitnehmen. In einer Box im Laderaum war für uns keine wirkliche Option. Also habe ich bei Lufthansa angefragt, Emails geschrieben, Dokumente hingeschickt und glücklicherweise kam dann auch die Bestätigung, sie durfte Paul in der Kabine begleiten.

Wir waren alle sehr nervös. Klappt das wirklich, wird sie bellen, wird sie vielleicht in das Flugzeug pinkeln, ist es die richtige Entscheidung gewesen? Wir konnten diese ganzen Sachen ja nicht wirklich üben.

Das Personal am Flughafen hat nicht oft Assistenzhunde und so wurden wir genau unter die Lupe genommen. Der Check-in dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Dann ging es aber los Richtung Flugzeug, durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate.

Auf dem Weg dahin wurden wir von allen bestaunt. Fluffy mit ihrer Kenndecke/Mantel um und wir an sich mit unserem 5 Personen Haushalt sind ja schon eine kleine Gruppe. Fluffy war die ganze Zeit ruhig, sie blieb schön an meiner Seite. Der Einstieg ins Flugzeug verlief auch ganz entspannt. Wir hatten Fluffy´s Decke mitgenommen und sie saß vor uns. Natürlich hat Fluffy der Flug etwas gestresst, sie hat nicht geschlafen und war sehr aufmerksam. Aber ich hatte keine Minute das Gefühl, dass es sie überfordert. Wir waren ja bei ihr.

In Portugal angekommen sind wir im Flugzeug sitzengeblieben bis fast alle ausgestiegen waren. Da wurden wir dann auf sie angesprochen, von Leuten, die um uns herumsaßen. Die hatten nämlich überhaupt nicht mitbekommen, dass ein Hund anwesend war :-) So eine coole Socke haben wir. Zum Glück lief auch bei Paul alles gut, so dass sie keinen Einsatz hatte.

Auf dem Rückflug hatten wir das Gefühl, dass sie nun schon wusste, was passiert und noch entspannter war. Dieses Jahr, so hoffen wir, fliegen wir wieder nach Portugal und möchten sie gerne mitnehmen. Aktuell stehe ich mit der Fluggesellschaft in Verbindung und habe den Antrag gestellt sie in der Kabine mitzubefördern. Drückt uns die Daumen. Das wäre so schön.

 

Video (Link auf youtube)

 

Persönliches

Cristina Siege und Sohn Paul, Eschenweg 21 in 35708 Haiger, Deutschland Hessen, cristinasiege@yahoo.de

Lagotto-Besitzerin seit: 2016

Name und Alter deines Lagottos: Fluffy (wie der dreiköpfige Hund von Harry Potter, gesprochen Flaffy), eigentlich heisst die Dame aber Flavia, 5 Jahre alt. Sie kommt von Palma Rodler, "Diamanti del Montecastello"

 

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